Online Ausstellung und Symposium
Organisiert vom Musikinstrumentenmuseum Leipzig
Durchgeführt über BigBlueButton
________________
Lost and Found
Von den Klarinetten des Fürsten
Über ein halbes Jahrhundert lang waren sie verschollen, die Klarinetten des Fürsten Günther von Schwarzburg-Sondershausen, dabei sind sie kostbare Zeugen einer musikalischen Blüte, die den Sondershäuser Hof zu Beginn des 19. Jahrhunderts weit über die Grenzen Thüringens hinaus bekannt machte. Wiedergefunden wurden die Klarinetten nun mit der Unterstützung der Klarinettistin Sabine Meyer und des Klarinettenbauers Jochen Seggelke.
Doch beginnen wir von vorn: 1801 hatte Günther eine Harmoniemusik gegründet, für deren Leitung er den jungen Klarinettisten Simon Hermstedt engagierte, der sich rasch als Supertalent herausstellte. Der musikbegeisterte Fürst nahm alsbald nicht nur Unterricht bei Hermstedt, er schickte ihn sogar nach Gotha zu Louis Spohr: mit einem üppig dotierten Kompositionsauftrag für ein Klarinettenkonzert in der Tasche. So gelang mit Spohrs bedeutendem c-Moll-Konzert die Initialzündung für die Solistenkarriere Hermstedts.
Weil Spohr in der berühmt gewordenen Vorrede zu diesem Konzert von ‚Unausführbarem‘ und ‚Verbesserungen‘ an Hermstedts Klarinette schreibt, galt dem Instrument das besondere Interesse der Musikforschung. Fürst Günther hatte zwei Klarinettensätze bauen lassen: einen für Hermstedt und den anderen für den eigenen Gebrauch.
Die Klarinette des Fürsten hatte sich lang im Jagdschloss ‚Zum Possen‘ erhalten, ehe sie während des Zweiten Weltkriegs aus Sondershausen verschwand, während vom Instrument Hermstedts lange Zeit gar nichts bekannt war. Was für eine Sensation, als nun kürzlich sowohl die Klarinette des Fürsten als auch jene Hermstedts wieder aufgefunden wurden!
Den Klarinetten des Fürsten ist eine Sonderausstellung und ein Symposium im Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig gewidmet. Aufgrund der Corona-Pandemie hat die Forschungsstelle DIGITAL ORGANOLOGY erstmals eine digitale Ausstellung konzipiert.
AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG (digital)
Donnerstag, den 10. Juni 2021, um 17 Uhr
Mit Grußworten u.a. von Sabine Meyer, Jochen Seggelke, Johannes Gmeinder
SYMPOSIUM (digital)
Freitag, den 11. Juni 2021, 10 Uhr bis 17 Uhr
Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist kostenlos.
Um den Veranstaltungslink zu erhalten, schreiben Sie an FDHL[at]uni-leipzig.de
ABLAUF SYMPOSIUM
10.00 Josef Focht: Begrüßung
10.15 Heike Fricke: Lost and Found
10. 45 Lorenz Adamer, Universität Tübingen, Johann Simon Hermstedt im Pressespiegel seiner Zeit „ […] sein ganzes inneres Leben in sein Clarinet“
11.15 Pause
11.30 David Gasche, Kunstuniversität Graz, Österreich, Pannonische Forschungsstelle / International Center for Wind Music Research, Johann Simon Hermstedt (1778–1846) und die Tradition der Harmoniemusik
12.00 Josef Focht: Harmoniemusik und Janitscharen
12.30 Stefan Harg, Stockholm, Schweden, The Clarinetist Bernhard Henric Crusell
13.00 Pause und Möglichkeit zur Ausstellungsbesichtigung oder zur Führung durch die Ausstellung
14.30 Emanuele Marconi, Le Musée des instruments à vent, La Couture-Boussey, Frankreich, Clarinet making in the early 19th century in La Couture-Boussey. An overview of technical, economical and sociological aspects
15.00 Jenny Maclay, Brabdon University, Kanada, Spohr’s Clarinet Concerti: Paving the Way to New Heights
15.30 Pause
15.45 Thomas Emmanuel Carroll, Boston, Massachusetts, USA, Historical Instruments and Replica Models: Recapturing the 18th and 19th Century Sounds of the Clarinet
16.15 Albert R. Rice, Claremont, California, Two Important Clarinet Innovators: Jacques Simiot and Johann Streitwolf
16.45 Schlussdiskussion