Keynote
Freitag, 2.12.2022
10:30 – 11:45
Vortragssaal Albertina
Im Rahmen des Digital Humanities Day Leipzig (DHDL) laden wir Sie herzlich zum Gastvortrag von Rabea Kleymann mit dem Titel „Das Ende der Theorie? Narrative in den Wissenskulturen der Digital Humanities“ ein.
Der jüngst ausgerufene laboratory turn rückt die Digital Humanities (DH) als Wissenskultur mit eigenem epistemischen Index in den Fokus. Dabei lassen sich Wissenskulturen nicht nur über ihre Praktiken, Gegenstände und Forschungsfragen beschreiben. Vielmehr spielt für die Wissensproduktion und -vermittlung auch eine semantisch-narrative Struktur eine Rolle. Für die DH, so der Ausgangspunkt des Vortrags, ist immer noch die Erzählung vom „Ende der Theorie“ prägend. Neben Diagnosen über ein vermeintliches Theoriedefizit treten dabei Forderungen nach einem „critical turn“ sowie Vorschläge für reflektierte digitale Repräsentationen auf. Mehr noch, die Theoriebildung wird oftmals selbst zum Distinktionsmerkmal der DH erklärt.
In wissenschaftstheoretischer Perspektive widmet sich der Vortrag daher zum einen der Vielgestaltigkeit und semantische Ambivalenz des Theoriebegriffes in den DH. Im Vortrag werden dazu Voraussetzungen, Implikationen und Probleme der Theoriebildung rekonstruiert. In welchen Formen manifestiert sich Theorie? Gibt es in den DH einen extrapolierten Theoriebegriff, der sich von den humanities oder anderen Disziplinen unterscheidet? Wozu betreiben wir Theorie? Zum anderen nimmt der Vortrag spekulativ mögliche Alternativen der Theoriearbeit in den Blick, die erlauben Kontingenzen innerhalb der Wissenskulturen zu reflektieren.
Rabea Kleymann ist Postdoktorandin am Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin. Seit 2020 leitet sie das Projekt „Diffraktive Epistemik. Wissenskulturen in den Digital Humanities“. Sie ist Co-Sprecherin der Arbeitsgruppe Digital Humanities Theorie und DHd-Vorstandsmitglied. Ihre Forschungsinteressen liegen im Bereich der Wissenschaftstheorie in den DH sowie den Science and Technology Studies.