Veröffentlicht von Vera Piontkowitz am 07.06.2023
Am 3. und 4. Mai 2023 fand im Kulturforum in Berlin die Abschlusstagung des Verbundprojekts museum4punkt0 statt. Ich war dort und habe für das FDHL recherchiert, was in sechs Jahren Projektzeit des DH-nahen Vorhabens geschehen ist, welche Erfahrungen gemacht wurden und wie es nun mit der digitalen Kulturvermittlung weitergeht.
Das Projekt museum4punkt0 beobachte ich schon seit einiger Zeit, und als ich zu einem verwandten Thema meine Bachelorarbeit schrieb, beschäftigte ich mich erstmals intensiver mit dem Projekt. Bei museum4punkt0 geht es um digitale Kulturvermittlung im Museum – “vor, während und nach dem Besuch, im analogen Raum und im digitalen” (museum4punkt0 Verbund, 2023). In insgesamt 27 Teilprojekten entwickelten Kultureinrichtungen deutschlandweit digitale Anwendungen, erforschten Themen der Vermittlung in Museen und evaluierten neuartige Anwendungen mit Nutzer:innen und Besucher:innen. Auf der Abschlusstagung wurden dann die Erkenntnisse und Ergebnisse aus sechs Jahren präsentiert, diskutiert und erlebbar gemacht.
Die Kreativität und Einzigartigkeit des Projekts wurde bereits bei der einführenden Spoken-Word-Performance klar, bei der die Berliner Poetry-Slammerin Alina Habert die Teilprojekte und -institutionen auf einzigartige Weise vorstellte. “Stell Dir mal vor”, hieß es, und dann lauter Spinnereien, undenkbar, die am Ende doch von museum4punkt0 realisiert werden konnten.
Über zwei Tage hinweg boten verschiedene Formate den Teilnehmenden die Möglichkeit, die Projekte kennenzulernen und Erkenntnisse für ihre eigenen Institutionen und Forschungen zu sammeln. Vorträge, Workshops und Diskussionsrunden sowie eine offene Werkschau, bei der die Anwendungen ausprobiert werden konnten, bildeten das Programm. So besuchte ich beispielsweise einen Vortrag, der das Projektmanagement im großen Verbundprojekt mit agilen Methoden vorstellte, und einen Workshop, bei dem der Mehrwert des Digitalen für den Schutz immateriellen Kulturerbes diskutiert wurde.
Auf der Werkschau, dem Herzstück der Veranstaltung, konnte ich endlich die Anwendungen ausprobieren, die von den Projektpartnern über so lange Zeit entwickelt wurden. So zog ich eine VR-Brille an und konnte auf dem Mond Golf spielen und Otto Lilienthal dabei zusehen, wie er mit seinem Segelapparat von einem Hügel gleitet. Ich betrachtete Grundwassertiere als Hologramm und lernte mit der App “Behind the Stars”, wie ich mithilfe eines Nokturnals die Uhrzeit anhand des Großen Wagens und des Polarsterns ablesen kann.
Ein Highlight der Tagung war der Book Release: Das dort vorgestellte (frei zugängliche) Workbook fasst die Erkenntnisse der letzten Jahre zusammen und bereitet die Ergebnisse so mit Checklisten, DOs und DON’Ts, Anleitungen und Beispielen auf, dass sie von anderen Kultureinrichtungen leicht genutzt werden können.
Und wie steht es um die digitale Kulturvermittlung in der Zukunft? In der Brainstorming-Activity „Mit KI Museen neu erleben“ haben wir genau darüber diskutiert: Wie kann KI zukünftig in Museen eingesetzt werden? Die vielfältigen Hintergründe der Teilnehmer:innen spiegelten sich in der Breite der Ideen und Vorschläge wider. Dazu gehörten Individualisierung durch KI, künstlerische Auseinandersetzung mit KI oder durch KI, KI als Unterstützung in der Kuratierung von Ausstellungen und als Hilfe für das Museumspersonal, KI im Service und als Informationsquelle und vieles mehr.
Auch wenn das Projekt nun zu Ende geht, lohnt es sich weiterhin, die Entwicklungen zu verfolgen und gespannt zu sein, was uns beim nächsten Museumsbesuch erwarten wird.